Schwert & Magie 8 - Insel der Wunder Autor: Harald Horchler (GO64! 4/2002) Mann, brummte mir der Schädel. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war oder wie ich hierher gekommen war. Scheinbar war ich, meinen bruchstückhaften Erinnerungen zufolge, nach dem Untergang meines Schiffes hier an den Strand gespült worden. Leider fand ich weder Kameraden, die das Unglück überlebt hatten, noch Wrackteile. Nun ja, es half alles nichts, ich musste die Insel erforschen, wenn ich je wieder in die Zivilisation zurückwollte. Seltsamerweise fand ich viele feingearbeitete Steinstatuen auf der Insel, aber keine Menschen. Selbst im einzigen Dorf der Insel fand ich niemanden. Im Tempel allerdings gab es einen Priester, der mir erzählte, dass ich der „Auserwählte“ sei, der den Bewohnern der Insel den Frieden wiederbringen sollte. Die Göttin Ledana, die Schutzpatronin des Inselvolkes, werde von einer fremden Macht bedroht, die ihren Ursprung auf einer anderen Insel habe. Die grünen Steine, die als Augen in ihre Statue eingesetzt worden waren, leuchteten jeden Tag etwas schwächer, was anzeige, dass ihre Macht schwinde. Daher würden alle Bewohner der Insel langsam versteinern. Ich sollte auf jene geheimnisvolle Insel segeln, dort das Zentrum des Bösen finden und vernichten. Dem guten Mann konnte ich nichts abschlagen, so dass ich mich auf den Weg machte. Auf der Insel angekommen, zerschellte mein kleines Boot an den Klippen. Jetzt war ich statt auf der Insel des Friedens auf der Insel des Bösen gefangen! Konnte es noch schlimmer kommen? Nun ja. Alles Jammern half nichts, daher sah ich mich um und entdeckte in einiger Höhe tatsächlich den Eingang zu einer Höhle. Ich kletterte hoch und stand danach vor einer Tür. Im Holzstapel neben der Tür fand ich neben einer Giftschlange auch einen Schlüssel, der zur Tür passte. Ich schloss sie auf und gelangte in eine riesige Halle, in der Hunderte von Orks auf einem Marktplatz einkauften. Gleich am Eingang, in einer etwas abseits gelegenen Nische, traf ich auf zwei Kampforks, die ich mit meiner im Überfluss vorhandenen Erfahrung schnell ausschaltete. Rüstung und Hellebarde nahm ich an mich, was mir guten Schutz vor Entdeckung bot. An einem Stand stahl ich einen Spiegel. Als ich mich weiter umsah, entdeckte ich noch einen Käfig, in dem ein Mensch von einem dicken Ork bewacht wurde. Als ich mich dem Käfig neugierig näherte, griff mich der Ork an, da er mich als Mensch erkannt hatte. Es war sein letzter Kampf. Danach befreite ich den eingesperrten Mann, der sich mit der Orkkleidung verhüllte. Zusammen flohen wir von diesem schrecklichen Ort. Als wir einen sicheren Platz erreicht hatten, erzählte mir Raku, dass auch er geschickt worden sei, um das Böse zu finden. Er habe herausgefunden, dass die dunkle Macht von einer Burg ausgehe, die jedoch nicht auf dieser Insel stehe. Ich müsse die Flachebene durchqueren. In den Klippen dahinter würde ich sein Boot finden, mit dem ich zur „Insel der Verdammten“ rudern müsse. Dort gebe es einen alten Mann, der mir weiterhelfen könne. In der Flachebene gebe es jedoch einen Riesen, vor dem ich mich in Acht nehmen müsse. Dann schenkte er mir noch ein Amulett, mit dem man Menschen beeinflussen könne, und starb. Ich machte mich auf und wanderte nach Rakus Angaben durch die Flachebene. Unweigerlich traf ich auf den Riesen, den ich jedoch mit dem Spiegel blenden konnte. Er stürzte einen Abhang hinunter, und ich fand einige Heilkräuter bei ihm, die ich an mich nahm. Wie es mir Raku geschildert hatte, fand ich sein Boot in den Klippen und ruderte zur Insel der Verdammten. Als ich dort angekommen war, begrüßte mich sogleich ein alter Mann, der mich bat, ihm einige Früchte zu pflücken, da er zu alt dazu sei. Da ich von Natur aus sehr hilfsbereit bin (normalerweise helfe ich jeden Tag mindestens einer alten Dame über die Straße), tat ich dem Mann den Gefallen. Dafür klärte er mich über die Bedeutung der Farben der Früchte auf. Im Wald angekommen, entschied ich mich, am Strand noch ein paar Früchte zu holen und mitzunehmen, denn wann würde ich das nächste Mal an einem gedeckten Tisch sitzen? An einem Waldsee hatte ich danach ein „Gesicht“, das mir doch sehr zu denken gab. Man wusste also bereits von meiner Ankunft! Im Gebirge musste ich gegen einen Drachen kämpfen. Er war glücklicherweise noch jung und konnte daher noch kein Feuer speien, so dass ich mir gute Überlebenschancen ausrechnete. Ich sollte Recht behalten. Nachdem ich ihn getötet hatte, trank ich von seinem Blut. Danach fühlte ich mich wieder jung, so wie zu den Zeiten, als ich Prinzessin Ijales Vater, König Kasimir, eine Sanarie bringen sollte – und stärker als je zuvor! Im Nordwesten befand sich eine kleine Holzhütte, die ich furchtlos betrat. Darin wohnte Taltes, ein Magier. Dies war wohl der alte Mann, von dem Raku gesprochen hatte. Ich erzählte ihm meine Geschichte, und er meinte, dass der Bann von einer unvorstellbar großen Macht ausginge, die stärker sei als alle weiße Magie. Nur ein junger, mutiger Krieger könne den Bann brechen (das klang ja ganz nach mir!), er müsse aber zuvor das Blut eines Drachen getrunken haben. Das hatte ich ja schon. Prima! Nach dem Kampf sollte ich ins Dorf der Verdammten gehen und mit einem Mann in einer weißen Kutte sprechen. Da ich den Kampf bereits hinter mir hatte, begab ich mich sofort ins Dorf, nachdem mir Taltes noch eine Heilsalbe ausgehändigt hatte. Im Dorf der Verdammten legte ich die mitgebrachten Früchte auf den Boden und versuchte, ungesehen ins Dorf zu gelangen. Andernfalls, so dachte ich mir, würden mich die Aussätzigen ausplündern und mich dabei mit Pocken anstecken, und das wollte ich doch lieber vermeiden. Als sich die Dorfbewohner über die Früchte hermachten, suchte ich den Mann im weißen Kittel. Als ich ihn gefunden und ihm meine Geschichte erzählt hatte, gab er mir eine schwarze Kutte und ein Teufelszeichen. Damit ausgerüstet sollte ich mich zur Hexe in den Bergen begeben, die mich dann für einen Priester der schwarzen Magie halten und mich auf die Dschungelinsel teleportieren würde. Diese sei anders nicht zu erreichen. Ich bedankte mich bei ihm, schlich mich vorsichtig aus dem Dorf hinaus und suchte die Hexe auf. Als sie mich fragte, warum ich auf die Teufelsinsel wolle, sagte ich ihr, dass dies streng vertraulich sei. Dies machte sie jedoch misstrauisch, so dass sie mich töten wollte. Es blieb jedoch beim Wollen... Da mich jetzt niemand mehr teleportieren konnte, musste ich dies notgedrungen selbst tun. Mit dem Buch der Hexe, den Hexenutensilien und den Kräutern war es kein Problem, mich selbst auf die Dschungelinsel zu teleportieren. Im Dschungel angekommen, nahm ich zunächst etwas Giftmoos von den Bäumen mit. Was man hat, das hat man, nicht wahr? Nach einigem Suchen fand ich ein Boot, zu dem mir aber die Ruder fehlten. Auf einer Lichtung entdeckte ich den Eingang zu einer Höhle, die mit einem riesigen Spinnennetz verschlossen war. Hinter dem Netz schimmerte ein Goldklumpen, der es mir aber nicht wert schien, mich auf einen Kampf mit einer Riesenspinne einzulassen. Da ich weiter nichts von Bedeutung finden konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als den reißenden Fluss zu durchschwimmen, was allerdings sehr anstrengend und gefährlich war. Am gegenüberliegenden Ufer entdeckte ich in einem Dickicht am Flussufer die Ruder. Mit den Rudern konnte ich das Boot benutzen und zu einem Eingeborenendorf rudern, dessen Einwohner mir allerdings feindlich gesinnt waren. Ich musste ihnen das Amulett meines toten Freundes Raku zeigen, um sie milde stimmen zu können. Nachdem sie das Amulett gesehen hatten, führten sie mich bereitwillig zu einem Tempel und verschwanden danach. In dem riesigen Tempel legte ich das Teufelszeichen des Mannes aus dem Dorf der Verdammten in die goldene Opferschale, woraufhin sich ein verborgener Raum öffnete. Als ich ihn betreten hatte, schloss sich die Wand wieder. Die Statue in diesem Raum hatte Augen aus Saphiren und ein Geheimfach, das sich leicht öffnen ließ. Den seltsam funkelnden Stein aus dem Geheimfach steckte ich ein und verließ den Raum nach Norden. So gelangte ich zu einer kleinen Kammer, in der sich eine große Truhe befand. In der Truhe fand ich eine Lanze, die ich fortan benutzte, und einen Schlüssel. Außer einer unheimlich wirkenden Tür entdeckte ich eine Öffnung in der Decke des Raumes, und ich versuchte hindurchzugelangen. Dank meiner großen Geschicklichkeit gelang mir dies auch. In einem dunklen, engen Gang griff mich ein Monster an, das allerdings nicht mit meiner außerordentlichen Kampfkraft gerechnet hatte... Die Tür öffnete ich mit dem Schlüssel. Dahinter befand sich eine Magierin, die mich sofort mit magischen Blitzen angriff. Dem kleinen weißen Stein hatte sie jedoch nichts entgegenzusetzen. Nach dem Kampf fand ich einen Heiltrank sowie einen seltsamen Kristall und konnte dank eines unterirdischen Flusses glücklich entkommen. Anschließend ruderte ich zur Schatteninsel, vor deren Burg mich bereits ein Ritter erwartete. In einem klassischen Zweikampf tötete ich auch ihn. Vom Vorhof der Burg aus wandte ich mich nach links und gelangte ins Zimmer des Kochs. Während ich den Raum durchsuchte, kam er ins Zimmer gestürmt und griff mich sofort an. Das wird er nun nie mehr tun. Mit der Kleidung aus dem Schrank verkleidete ich mich als Küchenjunge und betrat die Küche. Das Giftmoos warf ich in die Suppe und rührte gut um, dann brachte ich das Essen ins Nebenzimmer. Es sollte die Henkersmahlzeit dieser Leute werden. Den Schlüssel aus der Küche steckte ich ein. Die bisher verschlossene Tür rechts des Burghofs konnte ich nun mit Hilfe des Schlüssels öffnen. Die dahinterliegende Treppe stieg ich hinauf und betrat ein großes Zimmer. Der Schlüssel für den Schrank war in einer der Schubladen des Schreibtisches versteckt, im Schrank selbst fand ich leider nur ein Pergament, das ich trotz meiner guten Allgemeinbildung zwar lesen, aber nicht verstehen konnte. Der Raum im Keller war eine Falle! Ich hielt mich jedoch solange wie möglich über Wasser und tauchte dann durch die Öffnung hindurch, um der Falle auf diese Weise zu entkommen. Als ich durch die Öffnung hindurch- und dahinter wieder aufgetaucht war, stand ich in einer großen Halle. In der Halle befanden sich Thyron und und Asmodeus, meine Erzfeinde von Beginn meiner Abenteurerlaufbahn an. „Dein letztes Stündlein hat geschlagen“, dachte ich mir (nicht ganz zu Unrecht). Thyron, der mich unpassender Weise seinen „Freund“ nannte, sagte mir meinen baldigen Tod voraus, und tatsächlich hatte ich es plötzlich mit einem undefinierbaren, giftgrünen, schleimigen Monster zu tun, das ich aber besiegen konnte. Dann jedoch begann ich auf Asmodeus' Geheiß hin von den Füßen her zu versteinern... In meiner Verzweiflung trank ich einen meiner Heiltränke. Daraufhin fühlte ich mich besser, aber die Versteinerung wurde nicht gestoppt. Als letzter Ausweg blieb mir das Pergament, das ich laut vorlas. Daraufhin begann der Kristall zu leuchten, und die Versteinerung ließ nach. Nun war es aber genug! Ich forderte Thyron zum Zweikampf auf, der sich prompt in einen Drachen verwandelte! Als ich Thyron mit tiefer innerer Befriedigung den Todesstoß versetzt hatte, griff mich Asmodeus sofort an. Ich hatte kaum Zeit, meinen letzten Heiltrank zu trinken! Nach diesem Kampf begann die Burg zu zerfallen, und gerade, als ich in Sicherheit war, explodierte sie. Ich fand ein Segelboot und machte mich schleunigst mit der Gewissheit aus dem Staub, wieder einmal ein gutes Werk getan zu haben. Diese Ereignisse haben sich vor einigen Monaten zugetragen. Nach diesen letzten furchtbaren Erfahrungen beschloss ich, mein Abenteurerleben an den Nagel zu hängen. Ich hatte genug erlebt, um als fahrender Erzähler in Wirtshäusern mein Auskommen zu haben. Und was sollten meine Augen noch sehen außer verräterischen Magiern, leibhaftigen Göttern, Piratenschätzen, geretteten Prinzessinnen, Vampirgrafen, magischen Gegenständen, ganzen Völkern, die unter Wasser lebten und verwunschenen Inseln? Falls euch meine Geschichte gefallen hat, dann legt doch einige Kupfermünzen in die Schale, oder schenkt mir noch ein Bier ein, denn Erzählen macht durstig. Ich danke euch!